Sonntag, 23. September 2012

Teil 8: Gefühlschaos (Basti)


Ein zärtliches Lachen hallt von 75 Meter Entfernung. Dort steht eine Person, die komplett in Weiß gekleidet ist und läuft freudig auf mich zu. Dieser wunderschöne Ton durchdringt meinen ganzen Körper. Ich will sofort ihr entgegen schlendern, aber ich kann nicht. Es ist so entzückend, wie das hellbraune Haar durch den Wind zerzaust wird. Die Sonne verschwindet allmählich hinter dem Horizont und verfärbt sich in ein dunkles Orange, das auch als helles Rot bezeichnet werden kann. Der Sand kitzelt zwischen meinen Zehen, der sich trotz allem wie Seide anfühlt. Ich kann keinen Laut von mir geben, meine Stimmbänder sind wie zugeschnürt. Die Lippen dieses Mädchens bewegen sich, als wolle sie mir zuschreien.
Sebastian? Sebastian, aufwachen! Sven ist unten im Esszimmer und möchte mit dir über etwas Wichtiges sprechen. Los, Beeil dich!“
Moment, die Lippenbewegungen passen nicht dazu.
Und schon ist mein erst angefangener Tag versaut. Nicht nur, weil ich so unbedingt wissen wollte, wer das Mädchen war, sondern auch, weil ich den Namen „Sebastian“ nicht im geringsten ausstehen kann. Jedes Mal könnte ich los schreien und der Person, die meinen verabscheuungswürdigen Rufnamen in den Mund nimmt, einmal kräftig aufs Maul hauen! Aber das lasse ich lieber sein, es ist schließlich meine Mutter, die mich mit ihrer kräftigen Rüttel-Aufwachmethode einmal komplett im Bett umdreht. Nicht zu vergessen: Mein Bett ist klein. Viel zu klein für solche Aktionen!
Ich blinzle einige Male um mich an die Helligkeit im Zimmer zu gewöhnen und verdrehe sofort genervt die Augen, als mir die Uhrzeit erst Recht den Tag zu einen der schlimmsten überhaupt macht. Die nächste Frage in meinem Kopf lautet: Was will Sven an einem Ferientag um viertel nach Acht bei mir, wenn ich hätte ausschlafen können und ich frei hätte?!

Morgen“, brumme ich nicht begeistert meinen Manager an, der genüsslich an seiner Kaffeetasse schlüft.
Und? Hast du gut ausgeschlafen?“ Provokativ grinst er mich an, als er die Tasse von seinem Mund absetzt. „Deine Boxershort ist übrigens sehr niedlich: Pumuckel steht dir sehr.“
Was machst du denn so früh am Morgen hier?“, frage ich ihn, ohne auf seinen Kommentar einzugehen. Immer noch mit halb geschlossenen Augen, beiße ich langsam von meinem Brötchen, das mir meine Mutter gerade vor die Nase gestellt hat.
Leicht beugt sich Sven zu mir über den Tisch und antwortet: „Ich als dein Tourmanager muss dir natürlich berichten, wann du wo sein sollst beziehungsweise musst. Also...“
Ich ziehe meine Augenbraue nach oben. Unter so etwas verstehe ich das Wort Tourmanager eigentlich.
Er fährt fort: „Ich habe einen neuen Termin für dich. Er ist zwar bisschen anders als die anderen Auftritte, aber das ist ja jetzt egal. In deiner Schule wird ein Gesangswettbewerb stattfinden, wie du vielleicht schon erfahren hast. Dein Direktor hat uns angefragt, ob du eventuell deine Schule unterstützen könntest, indem du die Hauptfigur bist. AME hat sich vorgestern zusammengesetzt und darüber diskutiert. Der Entschluss stand eindeutig nach fünfzehn Minuten fest: Da die ganze Show live übertragen wird, steigt deine Fanbase sicher weiter an und es sind auch einige gigantische Musikproduzenten eingeladen. Mit etwas Glück kann AME mit ihnen zusammenarbeiten!“
So gut es ging, hörte ich ihm zu. Das sind definitiv zu viele Informationen an einem frühen Morgen... „Also bin ich die einzige 'Hauptperson' dann sozusagen bei dem Wettbewerb, die für das St. Angela-Gymnasium antritt?“
Sven schüttelt den Kopf: „Du hast davon noch nichts gehört? Na dann werde ich dir das jetzt grob zusammenfassen: Es wird kein Solosänger oder Solosängerin ausgesucht, sondern es muss ein Duettpaar geben, das für die jeweilige Schule antritt. Voraussetzung: Die Haupt- und Nebendarsteller müssen nachweisen können, dass sie auf das gemeinsame Lehranstalt gehen. Der Gewinner bekommt erstens 10.000 Euro und zweitens möglicherweise einen Plattenvertrag, aber da du ja schon bei uns bist, fällt das zweite eher weg.“
Gut, soweit hab ich das verstanden. Und wer ist meine Partnerin? Und wann ist der Auftritt?“, frage ich nach, auch wenn es mich nicht im geringsten interessiert. Das Mädchen wird wohl möglich ausflippen und herumschreien, weil sie mit mir, Sebastian Wurth, ein Duett dahin trällern darf.
Ein lautes Lachen schreckt mich aus meinem Kopfkino, bevor dieses hysterische Etwas sich um meinen Hals schmeißen wollte.
„Das wird diese Woche Donnerstag durch ein Casting entschieden. Du bist herzlich dazu eingeladen alle Kandidaten mitanzuhören. Ein Mitspracherecht hast du zu 25 %.“
Wie schön“, gebe ich ironisch meinen Senf dazu. Wenn ich nicht einmal selbst entscheiden darf, wer meine Gesangspartnerin sein wird, was bringt mir das denn? Ich sehe es schon vor meinen Augen: Ich neben meiner Duettpartnerin, die ich auf keinster Weise ausstehen kann. Das wird ein Spaß! Oder vielleicht ist es ja auch total anders und sie wird die Liebe meines Lebens, die ich heiraten werde und die die Mutter meiner Kinder wird.
Bei meinem Gedanken muss ich mir das Grinsen verkneifen.
Plötzlich fällt mir etwas ein: Es kann doch sein, dass das unbekannte Mädchen damals vom Steg bei dem Wettbewerb ebenfalls mitmacht! Dann... Dann würde ich sie endlich wiedersehen. Es wäre noch besser, wenn sie meine Gesangspartnerin wird. Aber das ist unwahrscheinlich. So ein Mädchen wie sie wäre mir früher aufgefallen!
Ihr glaubt es mir sicher nicht, aber bin tatsächlich den Rat von Felix gefolgt und war jeden Abend um ein Uhr nachts an dem See, doch nie war eine Spur von ihr. Ich war schon am überlegen komplett aufzugeben sie zu suchen, aber jetzt packt mich die neue Hoffnung. Tja, Hoffnung stirbt zuletzt, was?
Nach weiteren dreißig Minuten schafft es Sven endlich seine vier Buchstaben davonzutragen und sich zu verabschieden.
Ich wollte schnurstracks wieder in mein warmes kuscheliges Bettchen hüpfen – was sicher schon ziemlich kalt geworden ist – immerhin habe ich nur 5 Stunden Schlaf gehabt.
Doch bevor ich meine Augen schließe, möchte ich diese Nachricht, sowie meine Hoffnung, Felix berichten.
Schnell wähle ich seine Nummer.
Tut... tut... tut... tut... „Jetzt geh doch hin, Mann!“ Tut... tut... tut...
Endlich meldet sich eine bekannte Stimme, die sehr müde klingt. „Ja hallo?“
Hi Felix, Basti hier. Stör ich dich?“ Einen Moment war es still, bis mein Kumpel mir förmlich in den Hörer schreit: „Was willst du?! Es ist 9 Uhr morgens und du hast nichts besseres zu tun, als mich aufzuwecken?!“
Ach du Schei*e! Ich streiche mir mit der Handfläche übers Gesicht. „Tut mir total leid! Ich habe die Uhrzeit gar nicht beachtet.“
Felix stöhnt kurz auf: „Ist ja jetzt auch egal. Was ist denn los?“
Sofort fange ich an zu erzählen „... Denkst du, sie ist auch dabei?“
Erstens: Dann mal viel Spaß bei dem Wettbewerb – ich drücke dir die Daumen Bruder! Und zweitens: Ich hoffe es für dich. Aber du weißt nichts von ihr, nur ihre Stimme. Vielleicht geht sie auch gar nicht mehr auf eine Schule, sondern macht was weiß ich was.“
Schwupps – meine gute Laune ist wieder im Eimer. Diesmal hat er vollkommen Recht.
Basti, bist du noch da?“, fragt mich Felix nach ein paar Sekunden Stille.
Ja...“
Alter, heulst du?!“
W-was? Ich berühre mit meinen Fingerspitzen an meine Wangen. Tatsächlich. Einzelne Tränen fließen meine Haut hinunter.
I-Ich denk schon...“
Verdammt! Ey, Alter! Du wirst sie finden, das verspreche ich dir! Phil und ich werden dir dabei helfen, klar? Jetzt hebe deinen Kopf und beruhige dich. Ich komme am Nachmittag bei dir vorbei, dann lenke ich dich etwas ab.“
Danke, du bist der Beste...“ Das war das einzige, was ich noch sagen konnte. Dass ich überhaupt noch durch meine verrotzte Nase etwas sagen kann, wundert mich.
Kein Ding, Bro! Ich möchte jetzt gerne noch schlafen.“
Ok, mach das. Bis später.“
Jo, tschau. Ach ja: Ich hab doch gesagt, du bist verknallt!“
Tut – tut – tut – tut – tut – tut – tut – tut...
Ich lege mein Handy auf das Nachttisch. Und je länger ich über den letzten Satz von Felix nachdenke, desto bewusster wird es mir mit jeder Minute. Er hat Recht: Ich bin verknallt. In ein Mädchen, von der ich nur ihre Stimme kenne – weiter nichts...

10 Kommentare:

  1. Super gelungener teil:))) weiter soo

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  2. oh gott voll schön *_*
    weiter weiter weiter!! (: ich hab viel zu lange auf den teil gewartet XD

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  3. Ach, wie süß. Bitte schnell weiter !

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  4. uhu uhu uhu wieder richtig toll geschrieben ((:
    freu mich echt auf die weiteren Teile ich hoffe ma meine liebe diesmal müssen wir nicht wieder knapp 1 Monat warten hahaha :D
    weiter sooooo :*
    Loooove ♥ :D

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  5. oooooooooooooooohh ist des süüüüüüß (:
    wundervoll geschrieben nicci'lein (:
    Ludie ;)

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  6. ...das Nachttisch? Heißt das nicht der Nachttisch? :P
    Aber sonst echt wieder gut geschrieben...nur musste ich mich erstmal wieder an den vorherigen Teil erinnern! ._. Schreib SCHNELL weiter!

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  7. Seeeeehr geiler Teil! *-*
    Weiter so & hoffentlich schneller als dieses mal? :p :o
    Viele Grüße & fetten Respekt, für dein Schreibtalent! :*

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  8. wuhh...mal ein etwas anderer blog:DDD
    ganz toll !!!
    mach schnell weiter:))
    zack zack ;)
    der Ü40 basti-fan

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