Ich
kann dieses Mädchen einfach nicht leiden! Sie ist die Tochter
unserer Erzfeinde. Ich frage mich immer noch, wie ich damals mit
ihrer Schwester, ähm... Sophie schlafen konnte. Bei diesen Gedanken
könnte ich schon wieder total würgen! O.k., ich gebe es zu: Sie war
nicht so schlecht, wie ich es vorhin behauptete.
Ich
steh mit meinen anderen sechs Freunde nun draußen vor dem Eingang.
Einige ziehen an ihren Zigaretten. Die kalte Luft weht an uns vorbei,
wodurch meine Haare wieder zerzaust wurden. Aber nicht nur das, auch
auf meiner Haut bildet sich langsam eine Gänsehaut. Was die anderen
schwafeln interessiert mich herzlich wenig. Ich muss ein Taschentuch
– übrigens schon mein fünftes – gegen meine Nase halten, die
nicht aufhören möchte zu bluten. Und von wem wurde das wieder
verursacht? Genau, von der kleinen Johnson. Wie heißt die noch mal?
Ach ja... Sabrina. Ich wunder mich, dass sie noch nicht in eine
Anti-Aggressions-Therapie gesteckt wurde. Heute war aber nicht das
erste Mal, dass sie mich zu einem Blutverlust führte.
Ich
erinnere mich noch an den Tag, an dem sie in unsere Klasse kam. Das
war jetzt ungefähr drei Jahre her. Johnson ließ sich auf einen
Platz in der zweiten Reihe nieder und blickte angewidert auf den
schmutzigen Schultisch. War ja klar, immerhin wurde sie früher zu
Hause unterrichtet und nicht in einer „normalen“ Schule. Scheiß
Bonzentochter, sag ich nur! Meine zwei Klassenkameraden unterhielten
sich über das gestrige Fußballspiel. Ich hingegen riss mir ein
kleines Stück Papier aus meinem Block.
Meine
Hand verschönerte dieses abgerissene Blockblatt mit einer etwas
unleserlichen Schrift: An
deiner Stelle würde ich lieber aufpassen, Johnson. Du wirst
beobachtet – und zwar von mir! Also mach nichts, was deinem Vater
nur ein bisschen ähnelt, verstanden?
Wütend
knüllte ich das Papierstück zusammen und warf es nach vorne, direkt
auf ihren Kopf! Zum Glück standen vor uns einige Mädchen, hinter
denen ich mich verstecken konnte. Nach wenigen Augenblicken stand
Sabrina auf und wollte mir ebenfalls eine Nachricht zurückwerfen.
Doch dann erblickte sie einen Gegenstand. Ein großes Klemmbrett von
unserem Geschichtslehrer. Sie befestigte ihren Zettel, holte viel
Schwung und donnerte das harte Teil gegen meine Stirn. Einen lauten
Schrei stieß ich aus mir heraus und drückte meine Hand auf die
getroffene Stelle. Kurz darauf spürte ich schon etwas Warmes und
Flüssiges zwischen meinen Fingern.
Die
restlichen Jahre verliefen für mich ohne Blut zu verlieren. Abends
schmiede ich mir zwar immer noch Rachepläne, aber bis jetzt habe ich
noch keines davon ausprobiert. Na ja, kein Wunder... Bei fast allen
würde sie draufgehen.
Plötzlich
werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Paul, der Jüngste in
unserer Gruppe, mit seiner Hand vor meinem Gesicht hantiert. Er trägt
ein hellblaues T-Shirt und eine dunkle Jeans, dazu noch abgestimmte
Sneakers, die sicher einiges gekostet haben müssen. Seine blonde
Surferfrisur kam in der Dunkelheit eher braun vor, aber so ist halt
die Physik. Oder war es Biologie? Ach, was weiß ich. Eigentlich bin
ich ein guter Schüler, aber heute erscheint es mir so, als wüsste
ich nicht einmal was Vorne und Hinten ist.
„Kommst
du dann mit uns?“
„Wohin?“,
frage ich nach, obwohl es mir relativ am Arsch vorbei ging. Ich
verblute hier beinahe! Hallo? Meine Nase! Meine wundervolle und
heilige Nase...
Unser
Küken fing leicht an zu grinsen: „Typisch Basti, immer am Träumen.
Also, dann wiederhole ich es eben für dich noch einmal: Kommst du
später mit an den See?“
Ich
überlegte nicht lange. Immerhin wusste ich die Antwort schon, bevor
er mir die Frage das erste mal gestellt hatte: „Nein, ich gehe
lieber nach Hause und versuche diese verdammte Blutung zu stoppen.“
Paul
zieht seine Augenbraue verwirrt nach oben und blinzelt oftmals
hintereinander. Irgendwie sieht das schon sehr mädchenhaft aus,
wodurch ich mein Lachen so ziemlich verkneifen muss. „Seit wann
bist du so wehleidig?“
„Seitdem
ich schon mein fünftes Taschentuch an meine Nase halte und sie nicht
aufhören will Blut zu verlieren!“, zische ich ihn an.
„Uh,
Basti wird eine Zicke, weil seine Erzfeindin ihn geschlagen hat!“
Seine übertriebene hohe Stimme geht mir echt auf den Sack. Ja, in
diesem Moment wünsche ich mir nichts Sehnlicheres, als dass ein
Tetrisstein oder sonst etwas auf ihn fliegen könnte.
„O.k.,
Schluss jetzt damit, Jungs. Was ist los mit dir, Basti?“ Phil
mischst sich jetzt in unser Gespräch ein. Sein vollständiger Name
ist Philipp. Ihn kenne ich schon, seit ich denken kann. Ihm konnte
ich noch nie etwas vormachen. Wenn er merkt, ich bin nicht gut drauf,
dann ist er als erstes an meiner Seite.
Schnaufend
lehne ich mich zurück an die kalte Steinmauer, die direkt hinter mir
steht.
„Ich
bin einfach nicht gut drauf. Geht ihr zum See, ich laufe nach Hause
und Hau mich aufs Ohr, dann bin ich wenigstens für unseren morgigen
Ausflug fitt.“ Zwar blicken beide mich verwirrt an, aber so wie
meine Laune momentan ist, ignoriere ich diese. Somit ist dann die
Unterhaltung beendet. Bevor sich Phil allerdings auf den Weg macht,
schenkte er mir einen Blick, den ich nur zu gut kenne: Schick mir
eine Nachricht, wenn du darüber reden willst.
Dann
dreht er sich zu unserer Clique um und folgt ihnen auf Schritt und
Tritt. Ich hingegen steuere wirklich den Nachhauseweg an.
Schon
seit Stunden ist meine weiße leblose Zimmerdecke ziemlich
interessant. Meine Nase war endlich sozial und hat eingesehen, dass
sie mich nicht verbluten lassen kann.
Aber
es ist wieder einmal so, wie an jedem Abend. Meine Gedanken schweifen
an eine Person, die man liebt und von der man ebenso die Liebe
zurückbekommt, die ich mir schon seit Jahren wünsche. Aber das
Leben meint es wieder einmal nicht gut mit mir.
Gelangweilt
rappel ich mich von meinem Bett hoch und taste nach der
Fernbedienung, die irgendwo hier herumliegen muss. Aber wie Gott es
so will, finde ich sie nicht – was für ein Zufall – und faul sie
zu suchen, bin erst recht. Es ist gerade einmal halb elf am Abend und
ich weiß nicht, was ich mit diesem Tag noch anfangen soll.
Auf
einmal ertönt mein Handy mit dem nicht überhörbaren lauten Lied in
der Hosentasche.
„Sven..“,
las ich vom Display ab. Sven ist mein Tourmanager oder wie man das
auch immer nennt. Es macht zwar Spaß mit ihm durch ganz Deutschland
zu fahren, aber manchmal ist er ein sehr strenger Typ. Vor allem kann
er ziemlich gereizt sein, zur späten Stunde. Jetzt bin ich mal
gespannt, was er mir so unbedingt, wohl bemerkt am Spätabend,
erzählen will.
„Ja
hallo?“
„Hi
Basti, ich bin es, Sven. Störe ich dich gerade?“ Wow, er ist an
einem Abend gut gelaunt, das wundert mich. Und was ist mit mir? Ich
blase hier Trübsal...
„Nein,
nicht wirklich“, ich erhebe mich aus meiner Liegeposition, sodass
ich nun im Schneidersitz auf der Matratze sitzen konnte. „Was ist
los?“
„Ich
hab vorhin versucht, dich auf dem Festnetz zu erreichen, aber da bist
weder du, noch deine Eltern herangegangen. Ich soll dich an deinen
morgigen Auftritt erinnern.“
Was?
Auftritt? Ach du … Ich fahre mit meiner Handfläche verzweifelt
über das Gesicht. „Verdammt, das habe ich total vergessen! Wann
und wo ist das?“
„Um
17 Uhr in Bielefeld. Ich hole dich so um 13 Uhr ab, damit wir dann
rechtzeitig ankommen und du dich einsingen kannst, ist das o.k. Für
dich?“
Na
toll, ich bin morgen eigentlich mit meinen Jungs verabredet. Das kann
ich anscheinend jetzt vergessen.
Hörbar
atme ich aus: „Ja geht klar. Dann bis morgen.“
„Bis
morgen!“ Dann tutet es nur noch.
Wieder
früh aufstehen, stundenlang Autofahren, auftreten und Autogramme
schreiben. Schon langsam wird es wirklich anstrengend für mich.
Irgendwann wird mir meine Hand abfallen, da bin ich mir zu hundert
Prozent sicher! Noch ein Körperteil, das unter akuten Schmerzen
leiden muss.
Langsam
laufe ich auf das Fenster zu und starre hinaus auf die von Laternen
beleuchtete Straße. Ich vermisse mein altes Leben, wo ich einfach
nur Basti war und nicht Sebastian Wurth. Der, der viel mit Freunden
unternommen hat und am Wochenende seinen Spaß hatte. Das Gute ist,
dass ich die erste Ferienwoche komplett frei habe. Wenigstes etwas,
worauf ich mich freuen kann. Aber erst einmal seelisch auf die
morgige Autogrammstunde einstellen.
Ich
lasse die Rollläden schnell nach unten. Autsch! Verdammt, beinahe
verbrannt... Japp, die Ferien beginnen wirklich ausgezeichnet.
Als
ich im Bett liege, lasse ich mir wieder einige Rachepläne für
Johnson einfallen. Schnell schüttle ich den Kopf. Sie in den
Amazonas locken und sie den Piranhas zum Fraß vorwerfen... Na ja,
stell ich mir doch etwas zu schmerzhaft vor.
Ich
knipse die Nachttischlampe aus und schließe meine Augenlider,
wodurch ich langsam einschlief.
wirklich super Respekt ich muss iwie lachen weil die sicht von basti zu genial ist Bonzentochter:DDD
AntwortenLöschenRespekt :O richtig geiler Teil !;) ich fand die eine stelle richtig Geil wo er sich sein altes leben wieder wünscht das hast du richtig toll und einfühlsam geschrieben !:)) weiter so !
AntwortenLöschenWow, echt Respekt vor so viel Schreibtalent *_*
AntwortenLöschenDie Geschichte fängt echt mega gut an. Ich hoffe es geht schnell weiter ;)
Die Geschichte ist echt genial! ;D Mal eine andere Seite von allem & so. & die Wörter die du wieder benutzt, ich bin hier nur am Lachen! Schreib einfach nur weiter, der Teil ist geil! *__*
AntwortenLöschenDein Schreibstil und die Ironie in der Story.. echt super :))
AntwortenLöschenIch liebe deinen Blog jett schon total :))
wow so ein schöner teil :) aber am geilsten ist wirklich die ironie ;D
AntwortenLöschenich freu mich schon auf den neuen teil <3
Wann gehts denn weiter?? :D
AntwortenLöschenAm Sonntag :)
Löschengut geschrieben :D vor allem die sache wo er sein altes leben will :) oder wo das ist mit der zimmer decke so gehts glaube ich vielen
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