Sonntag, 17. Juni 2012

Teil 3: Gereizter Tag (Sabi)


Brummend wache ich am nächsten Morgen auf. Die Sonne kitzelt mich an meiner Nasenspitze, weshalb ich mich einmal in meinem Bett rollte. Doch auf einmal knallt meine Hand gegen etwas Hartes.
Au!“, mault jemand neben mir. Sofort schrecke ich nach oben und starre in das verschlafende Gesicht von meinem besten Freund Mark.
Deine Weckkunst sollten wir eventuell einmal üben. Sonst wirst du deinen Ehemann später auch noch so liebevoll aus dem Schlaf holen.“ Sein wundervolles Lächeln füllte den ganzen Raum mit seinem Glanz.
Wieso bist du eigentlich noch hier? Wolltest du gestern nicht noch nach Hause gehen?“, frage ich ihn, während ich mir den Schlaf aus den Augen reibe.
Ich bin eingepennt“, er hat Mühe sich das Lachen zu verkneifen, „und außerdem musste dich jemand vor dem Gewitter schützen, wenn du in der Nacht aufgewacht wärst. Aber danke, dass du mich los haben willst.“
Ich gebe es zu, ich habe wirklich Angst vor Gewittern. Dieses Donnern lässt mich immer denken, dass unser Hausdach zusammenkracht. Ich verstecke mich - wortwörtlich - immer unter dem Tisch, als wolle Knecht Ruprecht mich höchstpersönlich bestrafen.
Um meinen verspannten Körper einmal zu lockern, strecke ich mich quer über das Bett. Und ehe ich mich versehe, landet schon ein großes Kissen auf meiner Nase.
Gespielt böse schaue ich Mark an, der mit einem breiten Grinsen nun an der Bettkante steht: „Jetzt sind wir quitt. Steh auf, ich habe Hunger!“ Und mit einem wackeligen Hintern steuert er auch schon die Treppe an, die ihn bald an den großen Esstisch führen wird.
Kannst du dir nicht selbst etwas machen?“, murmle ich, als ich ihn, mit hochgelegten Füßen auf dem zweiten Stuhl, auffinde. Ein tonloses „Nö“ kommt aus seinem Mund nach wenigen Millisekunden heraus.
Aber ich kann nicht kochen, Mark!“, protestiere ich daraufhin. Mit einer Handbewegung zeigt er mir, dass ich mich in die Küche stellen und seinen sehr laut knurrenden Magen stillen soll.
Hier!“ Mit voller Wucht donnere ich ihm seine Rühreier, die er sich vorhin noch gewünscht hatte, auf den Tisch. Mit blinzelnden Augen begutachtet er mein Werk: „Das sieht...“, er stochert mit seiner Gabel in dem Haufen herum und fährt daraufhin fort, „unappetitlich aus.“
Habe ich ihm vorhin nicht gesagt, dass meine Kochkünste nicht gerade die Besten sind? Wo ist ein Besen, dass ich ihm eine scheuern kann? Meine Hände ballen sich wie gestern Abend zu Fäusten. Mark war bis jetzt immer von meinen Wutanfällen verschont geblieben, aber an einem Morgen mich so zu reizen, geht gar nicht!
Das war ein Scherz, kleine Maus.“ Mit seinem Zeigefinger stupst mein Kumpel meine Nase an, die ich danach leicht zusammen zog. „Es sieht wenigstens nicht wie das Geschnetzelte vom letzten Camping aus. Bei diesem Anblick wäre sogar ein Bär geflüchtet. Und wenn ich jetzt wegen den Rühreiern à la Sabi zu würgen anfange, dann werde ich dich nie wieder dazu zwingen, Köchin zu spielen.“

Jetzt sind drei Stunden vergangen, seitdem Mark nach Hause gegangen ist. Er hat sogar mein selbstgemachtes Frühstück bis zur letzten Gabel aufgegessen. Nur der Magen meiner Schwester hatte seine Probleme damit, weshalb sie die letzten dreißig Minuten über der Kloschüssel hing.
Aber jetzt würde Clara gleich kommen und mit mir in unseren Pool, der in unserem Keller vor zehn Jahren eingebaut wurde, plantschen.

Ich liebe diesen Pool, schon seit ich denken kann“, fängt Clara an zu schwärmen. Sie trägt einen schwarzen Nackenhalter-Bikini mit einer goldenen Schleife in der Mitte. Es sieht einfach so hinreißend aus. Und ich? Ich komme mir gerade mit meinem pinken Badeanzug – der allerdings zwei Nummern zu groß ist – ziemlich abartig vor. Da ich meinen Bikini letztens in die Waschmaschine schmiss und er den Drang dazu hatte zu schrumpfen, blieb mir nichts anderes übrig als mir den D&G-Badeanzug von Sophie zu stibitzen. Und ausgerechnet sie hat auch noch Körbchen D, also wieder um einiges größer, als er immerhin schon ist! Dennoch versuche ich einen eleganten Köpfer in das für mich zu große Becken zu machen. Dann tauche ich genau neben Clara wieder auf und klemme mich hysterisch am Beckenrand fest. Ich werde eindeutig nie wieder ins Wasser springen, ohne davor Luft zu holen!
Du, Sabi? Was ist jetzt eigentlich mit dem Gesangswettbewerb? Machst du da jetzt mit?“ In Claras Augen kann ich schon das Flehen erkennen.
Ich glaube eher nicht. Die Schule ist mir einfach viel wichtiger als bei so etwas mitzumachen und, wenn ich ehrlich sein soll, habe ich darauf auch keine so große Lust“, bemerke ich ihre Aussage.
Du musst aber! Das ist die Chance für dich!“
Da hat sie allerdings Recht. Dem Gewinner wird ein sechsmonatige Tour geplant und er/sie wird Millionen verdienen.
Alles was du machen musst, ist nur eine Aufnahme von dir schicken und dann-“
Nein Clara, ich mach da nicht mit!“, unterbreche ich sie. Langsam senkt sie ihren Kopf. Ich habe selbst gemerkt, dass es nicht sehr freundlich klang. Schnell nehme ich sie in den Arm: „Tut mir leid. So war das nicht gemeint...“
Ist o.k. Ich glaube, ich soll dich einfach nicht so sehr bedrängen. Immerhin ist es deine Entscheidung.“ Obwohl meine beste Freundin lächelt, weiß ich, dass das aufgesetzt war.

Nach ungefähr eineinhalb Stunden gingen wir wieder aus dem Wasser. Unsere Hände schienen beinahe vor Verschrumpeln abzufallen und unsere Lippen sind ziemlich blau geworden. Auf dem weißen Ledersofa im Wohnzimmer lassen wir uns erschöpft fallen. Wir unterhielten uns über hörenswerte Themen, bis Clara mich auf gestern anspricht: „Wurst hat dich anscheinend gestern ziemlich zur Weißglut gebracht, kann das sein?“
Gott, ausgerechnet jetzt fängt sie damit an? Dabei wollte ich einmal einen Nicht-an-Basti-denken-Tag haben. Obwohl mir die Wut wieder zu Kopf steigt, versuche ich wenigstens annähernd nicht aggressiv zu klingen. Dieser Name bringt mich jedes mal auf die Palme!
Nicht nur ein bisschen. Er hat Sophie beleidigt, das konnte ich nicht auf mich sitzen lassen!“
Wer hat mich beleidigt?“, fragt meine Schwester, die lässig gegen den Türrahmen lehnt.
Leider muss sie immer noch ins Badezimmer rennen um das von mir zubereitete Essen nicht auf den Boden zu spucken.
Unser herzallerliebster Feind Wurth“, antworte ich ihr.
Sophie hebt eine Augenbraue und sieht mich verwirrt an. „Was hat er gesagt?“
Er meinte, du wärst schlecht im Bett gewesen...“, versuche ich es ihr zu erklären, ohne dass sie ebenfalls wie ich austickt. Sie hat zwar nicht mehr so viel gegen ihn, aber sie muss ständig unseren Eltern vorspielen, als wäre sie sein größter Feind. Ich kann es zwar immer noch nicht verstehen, wieso sie ihn jetzt halbwegs „in Ordnung“ findet, aber ich kann ihr keine Bratpfanne an den Kopf werfen. Apropos, das könnte ich bei Wurth machen.
Jetzt fängt meine Zwillingsschwester an zu lachen: „Seiner war aber auch nicht gerade der Größte!“
Das wollte ich jetzt nicht wissen...“ Widerwärtig verzieht Clara das Gesicht und auch ich war mit von dieser Partie. Gleich wäre mir beinahe das Mittagessen herausgekommen, aber zum Glück konnte ich es noch zurückhalten.
Tut mir leid“, hallt Sophie immer noch lachend durch den Raum, „aber das ist einfach zu genial!“ Sie wedelt mit ihrer Hand die Tränen trocken, die bei dem Lachen entstanden sind.
Ach, was ich euch beiden eigentlich sagen wollte: Eure Bandmitglieder wollen heute mit euch ins Kino gehen. Ihr sollt ihnen noch Bescheid geben. Sie haben angerufen, als ihr im Pool wart.“
Clara und ich schauen uns an. Uns war es jetzt schon klar, dass wir gehen würden. „Was soll ich anziehen?“, war das Erste, was aus unseren Mündern schoss. Auch Sophie schüttelt schmunzelnd den Kopf.
Aber dann informierte sie uns: „Nehmt aber bitte eine spätere Vorstellung. Ich werde heute wahrscheinlich wieder jemanden mit nach Hause bringen und … Ja, ihr wisst schon.“
Sophie, halt die Klappe, das wollen wir gar nicht wissen!“, rufen wir beide ihr noch hinterher, nachdem sie aus dem Wohnzimmer verschwand.

4 Kommentare:

  1. Wie das immer kommt...Wutrh! ;D Ich muss jedes Mal wieder lachen. :D Ich will auch einen Schwulen als Freund haben, die scheinen echt die besten Freunde zu sein. So einer wie Ross Antony. ;D Wieder sehr schön geschrieben! :) <3

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  2. schöner Teil, weiter so.

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  3. Bin gespannt wie es weiter geht *_*
    Weiter so :)

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  4. schöner teil :D und ludtig hoffe es geht jetzt wieder schnell weiter :D

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